Várgesztes / Gestitz
Aus: AULA, 7-8/2000, S. 36
Patendorf Gestitz
Gestitz/Várgesztes ist ein kleines Dorf im Schildgebirge, rund 80 km westlich von Budapest. Die 500 Einwohner gehören zu 90 % der ungamdeutschen Volksgruppe an. Vor allem die älteren Menschen unterhalten sich überwiegend in ihrer schwäbische Umgangssprache, die einem Dialekt aus der Steiermark gleicht, von wo die Besiedlung im Jahre 1732 weitgehend ausgegangen ist. Durch die politische Entwicklung nach 1945 war es bedrohlich, sich zur deutsche Minderheit in Ungarn zu bekennen. Ein geregelter Unterricht in deutscher Sprache fand nicht mehr statt. So begann sich langsam – vor allem bei den jüngeren Dorfbewohnern, Ungarisch anstelle von Deutsche als Umgangssprache durchzusetzen.
Erst nach der politischen Wende im Jahr 1989 konnte in begrenztem Umfang ein Deutsch-Unterricht an Minderheitenschule im ländlichen Gebiet wieder aufgenommen werden. Auf Vermittlung von Herrn Georg Krix von der Jakob-Bleyer-Gemeinschaft in Budapest hat die Innsbrucker akad. Burschenschaft Brixia im Jahre 1991 Kontakt mit dem Bürgermeister von Gestitz, Herrn Alexander Hartdegen, aufgenommen. Das gemeinsam gesetzte Ziel war es, zunächst den Unterricht in deutscher Sprache an der 3-stufigen Grundschule zu intensivieren und die Schulkinder mit dem alten Brauchtum ihrer Vorfahren vertraut zu machen. Es gelang, dafür die Lehrerin der Schule, Frau Katharina Kesztler, zu gewinnen. Sie stammt aus dem Nachbardorf und verfügt als Ungarndeutsche über beste Voraussetzungen für diese Ziele.
Die Kosten für diesen zusätzlichen Unterricht sind von der Gemeinde gemeinsam mit der B! Brixia aufgebracht worden. Dazu organisierte die Brixia laufend Schulbedarf wie Bücher, Hefte, Malstifte, etc. Der Erfolg dieser Aktivität blieb nicht aus. Mehrmals bereits errang die Gestitzer Schule Preise bei Sprachwettbewerben der Minderheitenschulen im zuständigen Komitat Gran/Komorn. Auftritte bei Gemeindeveranstaltungen demonstrierten den Dorfbewohnern die Fortschritte der Schule, was zu einer Identifizierung der ganzen Gemeinde mit dieser Aktivität führte. Inzwischen wurde auch begonnen, den Kindergarten bei den Bemühungen zu unterstützen, die deutsche Sprache und das örtliche Brauchtum schon in ganzjungen Jahren zu fördern.
Weiters konnte mit Schulkindern eine Volkstanzgruppe gegründet werden, die bereits bei einigen auswärtigen Veranstaltungen aufgetreten ist. Auch diese Aktivität wird von der Burschenschaft Brixia unterstützt. Über den Deutschen Kulturverein Gestitz, der als Chor für ungarndeutsche Volkslieder in einheimischer Tracht im In- und Ausland auftritt, bestehen gute Verbindungen zur gesamten Gestitzer Bevölkerung.
Dies führt zu regelmäßigen Treffen von Brixen mit den Gestitzern. So fand unter anderem das 123. Stiftungsfest der Burschenschaft Brixia 1998 in Gestitz statt. 1994 waren die Schulkinder mit ihren Eltern zu einem Besuch in Innsbruck, der dank einer großzügigen Unterstützung des Bürgermeisters Dr. van Staa erfolgreich gestaltet werden konnte. Es ist erstaunlich, mit welcher Begeisterung Kinder und Erwachsene in Gestitz sich an den Aktivitäten beteiligen, die in den letzten Jahren mit Unterstützung der Burschenschaft Brixia geschaffen wurden. Dies ist auch der Beweis dafür, daß persönliche Initiativen auch in ganz kleinen Gemeinden erfolgreich sein können.
Dr. Walter Rüsch
Aus: AULA, 7-8/2000, S. 36
Patendorf Gestitz
Gestitz/Várgesztes ist ein kleines Dorf im Schildgebirge, rund 80 km westlich von Budapest. Die 500 Einwohner gehören zu 90 % der ungamdeutschen Volksgruppe an. Vor allem die älteren Menschen unterhalten sich überwiegend in ihrer schwäbische Umgangssprache, die einem Dialekt aus der Steiermark gleicht, von wo die Besiedlung im Jahre 1732 weitgehend ausgegangen ist. Durch die politische Entwicklung nach 1945 war es bedrohlich, sich zur deutsche Minderheit in Ungarn zu bekennen. Ein geregelter Unterricht in deutscher Sprache fand nicht mehr statt. So begann sich langsam – vor allem bei den jüngeren Dorfbewohnern, Ungarisch anstelle von Deutsche als Umgangssprache durchzusetzen.
A Dalkör Innsbruckban a „Brixia" vendégeként - 2001 Forrás: A Várgesztesi Német Kisebbségi Önkormányzat által 2008-ban kiadott, Hartdégen Sándor által szerkesztett Várgesztes – Gestitz című könyv Várgesztes az ezredfordulón (1990-2003) című fejezete. |
Erst nach der politischen Wende im Jahr 1989 konnte in begrenztem Umfang ein Deutsch-Unterricht an Minderheitenschule im ländlichen Gebiet wieder aufgenommen werden. Auf Vermittlung von Herrn Georg Krix von der Jakob-Bleyer-Gemeinschaft in Budapest hat die Innsbrucker akad. Burschenschaft Brixia im Jahre 1991 Kontakt mit dem Bürgermeister von Gestitz, Herrn Alexander Hartdegen, aufgenommen. Das gemeinsam gesetzte Ziel war es, zunächst den Unterricht in deutscher Sprache an der 3-stufigen Grundschule zu intensivieren und die Schulkinder mit dem alten Brauchtum ihrer Vorfahren vertraut zu machen. Es gelang, dafür die Lehrerin der Schule, Frau Katharina Kesztler, zu gewinnen. Sie stammt aus dem Nachbardorf und verfügt als Ungarndeutsche über beste Voraussetzungen für diese Ziele.
Die Kosten für diesen zusätzlichen Unterricht sind von der Gemeinde gemeinsam mit der B! Brixia aufgebracht worden. Dazu organisierte die Brixia laufend Schulbedarf wie Bücher, Hefte, Malstifte, etc. Der Erfolg dieser Aktivität blieb nicht aus. Mehrmals bereits errang die Gestitzer Schule Preise bei Sprachwettbewerben der Minderheitenschulen im zuständigen Komitat Gran/Komorn. Auftritte bei Gemeindeveranstaltungen demonstrierten den Dorfbewohnern die Fortschritte der Schule, was zu einer Identifizierung der ganzen Gemeinde mit dieser Aktivität führte. Inzwischen wurde auch begonnen, den Kindergarten bei den Bemühungen zu unterstützen, die deutsche Sprache und das örtliche Brauchtum schon in ganzjungen Jahren zu fördern.
Weiters konnte mit Schulkindern eine Volkstanzgruppe gegründet werden, die bereits bei einigen auswärtigen Veranstaltungen aufgetreten ist. Auch diese Aktivität wird von der Burschenschaft Brixia unterstützt. Über den Deutschen Kulturverein Gestitz, der als Chor für ungarndeutsche Volkslieder in einheimischer Tracht im In- und Ausland auftritt, bestehen gute Verbindungen zur gesamten Gestitzer Bevölkerung.
Dies führt zu regelmäßigen Treffen von Brixen mit den Gestitzern. So fand unter anderem das 123. Stiftungsfest der Burschenschaft Brixia 1998 in Gestitz statt. 1994 waren die Schulkinder mit ihren Eltern zu einem Besuch in Innsbruck, der dank einer großzügigen Unterstützung des Bürgermeisters Dr. van Staa erfolgreich gestaltet werden konnte. Es ist erstaunlich, mit welcher Begeisterung Kinder und Erwachsene in Gestitz sich an den Aktivitäten beteiligen, die in den letzten Jahren mit Unterstützung der Burschenschaft Brixia geschaffen wurden. Dies ist auch der Beweis dafür, daß persönliche Initiativen auch in ganz kleinen Gemeinden erfolgreich sein können.
Dr. Walter Rüsch