Alltage und Feiertage zur Zeit unser Großeltern

KATHERINA KESZTLER

DIE ARCHITEKTUR


Vor dem Krieg waren im Dorf nur zwei Straßen, die Hauptstraße und eine Gasse neben dem Friedhof. In der Hauptstraße waren nur auf einer Seite Häuser, auf der anderen Seite waren Garten, so genannte „Krautstickl". Das ist die Erklärung auf das Witzwort: „In Gestitz wird die Gans nur auf einer Seite gebraten." Es waren nur wenige Gemeindehäuser: die Schule, ein Wirtshaus. Das heutige Kulturhaus wurde erst in den 60-en Jahren gebaut. Die Wohnhäuser wurden größtenteils eigenhändig gebaut. Die Verwandtschaft half zusammen. Mit Kühen ist man in den Wald hinaus gefahren um Steine zu sammeln. Diese wurden in den Grund eingelegt. Die Mauern wurden mit Lehmziegel aufgezogen. Den Lehm hat man auch mit den Kühen vom Ende des Dorfes oder von den Kohlen-Gruben gebracht. Mit Hauer und Spaten musste man den Lehm weich machen. Dann kam noch Spelze dazu, die musste man mit Füße einarbeiten. Die Ziegel wurden dann in eine Holzrame fertig gemacht. Es gab auch Fachleute im Dorf, so wie Tischler, Wagner, die hatten aber nicht genug Arbeit im Dorf, so mussten diese auch nach weiteren Verdienstmöglichkeiten , z.B. Erntearbeit schauen.
Die Häuser wurden vor dem Krieg ziemlich gleich gebaut. Fast überall gab es nur zwei Zimmer - ein Wohnzimmer und eine „saubere Stube" - eine Küche Gand eine Kammer. Badezimmer gab es nicht, obwohl die Familien 5-6 Kinder hatten. Man hat sich in der Waschschüssel, im Trog gebadet. Die Wohnung konnte man nicht leicht sauber halten. Fast neben der Küche war der Stall, die Stiefel konnte man nicht immer ausziehen. Der Misthaufen war auch ganz in der nähe, deshalb waren viele Fliegen. Eine unserer Erzählerinnen, Frau Elisabeth Pillmann erinnerte sich folgendermaßen an ihre ehemalige Wohnung: „In der Küche war bei uns Mosaik, in der Stube war der Fußboden aus Lehm. Den musste man an jedem Wochenende aufweisein, dann mit Sand aufstreuen, dann noch aufspritzen. Wenn man aus der Stube in die Küche kam brachte man schon den Sand heraus. Zweimal so viel musste man reinigen als jetzt. Damals wollte man auch sauber leben."
Frau Elisabeth Moser erzählte uns, daß die ganze Familie in einem Zimmer schlief. Da waren 3-4 Bette, in einem Bett schliefen oft 3-4 Kinder. Es gab auch Kinderbett, ein so genanntes „Schub-Bett'l ". Das hatte einen Deckel, am Tag wurde es als Tisch benutzt, am Abend nahm man den Deckel ab, zog man das Bett heraus und darauf konnten die Kinder schlafen.
In Gestitz gab es Häuser, wo in einem Hof drei Familien auch zusammenlebten (das Menoni-, das Reich-, das Eigner-, das Schäffer- Haus). Dieses zusammenleben war aber gar nicht leicht und problemlos. Solche Häuser gab es aber nur wenige.
Obwohl überall mehrere Generationen zusammen lebten, gab es nur selten Generationsprobleme. Eine unserer Erzählerinnen erinnert sich schmunzelnd: „Als wir geheiratet haben, zogen die Eltern auf drei Tage zu den Verwandten in die Nachbarschaft. Das war für uns die Hochzeitsreise. Danach wohnten wir mit ihnen in einem Zimmer zusammen. Gekocht hat man zusammen. Befehlt, kommandiert hat die Ahnl (Oma)."

DIE ARBEIT


Für den Männern hat die Kohlengrube und der Wald Verdienstmöglichkeit sichert. Daneben bearbeiteten sie ihre kleinen Feldern und sorgten für das Vieh. Das Zugtier versorgten die Männer, das Kleinvieh die Weiben. Das Melken war auch eine Arbeit der Frauen. Die Großeltern, die zu einer schweren Arbeit am Feld schon zu alt und müde geworden waren, hüteten lieber das Vieh. Dabei halfen auch die Kinder mit. Den Haushalt versorgten ausschließlich die Weiben und die größeren Mädchen. Diese jungen Mädchen sind mit 12 Jahren von der Schule ausgeblieben und gingen in den Wintermonaten meistens nach Budapest, um sich als Dienstmädchen Geld zu verdienen. Zum Fasching, zu Hochzeiten und zu großen Festen erbaten sie sich Urlaub, and viele unterbrachen ihre Dienstzeit im Sommer und halfen daheim bei der Erntearbeit mit. Nur die wenigsten blieben in Budapest, die meisten heirateten einen Burschen aus dem Heimatsdorf und wurden wieder Bäuerinnen.

DIE UNTERHALTUNG


Früher war im Dorf weder ein Sängerchor, noch eine Tanzgruppe doch bewahrten sie ihre Lieder, die noch ihre Ahnen mitgebracht haben.
Die Mädchen und die Burschen trafen sich am Sonntag nach der Litanei und zogen singend durch das Dorf. Voran schlenderten die Mädchen, eingehängt in einer breiten Reihe, und hintennach die Burschen. Die Kleinen haben von den Großen die Lieder erlernt, die sich von Generationen zu Generationen vererbten.
Im Herbst gab das Kukuruzschälen, im Winter das Federschleißen Gelegenheit zu singen. Dadurch, dass bei diesen Gemeinschaftsarbeiten viele Leute (Verwandte, Nachbarn) beisammen waren, war auch der Boden bereitet für das Singen und Erzählen. Da waren die Kinder auch dabei, die mit großem Interesse, manchmal mit offenem Mund zuhörten. Die Jugend konnte kaum erwarten das Ball wird im: Fasching, Ostern, Pfingst'n,Khiaritóh (Kirchentag) und Hochzeit das man sich gut austanzen kann.
Heute wirken im Dorf eine Kindertanzgruppe und ein deutscher Kulturverein mit eine im Jahre 1986 gegründete Sängergruppe. Sie haben sich verpflichtet die alten gestitzer Volksleider zu sammeln und pflegen. Die Gruppe hat zahlreiche Auftritte im In- sowie auch im Ausland hinter sich. Josef Moser begleitet die Lieder auf dem Akkordeon, er hat uns das folgende erzählt:
Sein Vater hatte eine Ziehharmonika und als der Sohn 9 Jahre alt war, wollte sein Vater ihm das Spielen beibringen. Das ging ihm schwer, so daß der Vater sagte: „Dieses Kind wird niemals spielen." Aber wenn der Vater nicht zu Hause war, hat der Junge das Instrument immer geklaut and langsam lernte er das Spielen. „Ich war 15 Jahre alt, als mich mein Vater zu einer Hochzeit mitgenommen hat. Er guckte erstaunt, daß ich Harmonika spielen kann. Dann hat er sich mit mir noch ein wenig beschäftigt, und von nun an haben wir schon zur zweit gespielt."
Herr Moser hat nicht nach Noten spielen gelernt, er spielt die Lieder nach Hören.
Er hat uns noch erzählt, daß in Gestitz ab November 1959 eine Musikkapelle mit 8-9 Musikanten war. Sie hatten einen Kapellmeister aus Bán-hida (Herr Zsombok). Die Kapelle war in der Gegend berühmt, fast jedes Wochenende haben sie irgendwo gespielt. Ihr letzter Auftritt war im Jahre 1976 in Vértesboglár.
Zurzeit besuchen mehrere Kinder die Musikschule. Wir hoffen, dass sie in kurzer Zeit die Kapelle unseres Dorfes gegründet, und damit die nationa-litäten Sitten auch pflegen werden.

DIE TRACHT


Die Kinder trugen bis zum 2., 3. Lebensjahr Kutteln. Später bekamen sie ähnliche Kleidung, wie die Erwachsene, nur in kleinen.
In Gestitz werden die nationalitäten Sitten und Bräuche heutzutage auch gepflegt, inbegriffen die Volkstracht. Die Singergruppe und die im vorigen Jahr gegründete Kindertanzgruppe trägt an Auftritten die Volkstracht.
Im Kindergarten wurde mit Hilfe der Eltern und Großeltern im Jahre 1989 die originale gestitzer Tracht für jedes Kind zusammengestellt. Diese Sammlung wird ständig erweitert und in Ordnung gehalten. An Feste im Kindergarten und an Dorfveranstaltungen - die die Dorfsleute immer mit großer Interesse und Freude besuchen - singen und tanzen unsere Kinder in dieser schöner Volkstracht die Lieder ihrer Großeltern und der ganzen deutschen Nationalität.

DAS SCHULLEBEN


Die ersten Aufzeichnungen von der Schule stammen aus dem Jahre 1781. Die Schule stand am Rande des Dorfes. Hatte ein Zimmer, eine kleine Kammer, kleine Küche und einen armseligen Stall. Die Stube diente als Klassenzimmer und auch als Wohnzimmer des Lehrers. Das Gebäude wurde aus Lehmziegeln gebaut und war mit Stroh bedeckt. Einige Jahre später brachte man die Schule in die Mitte des Dorfes, wo sie auch heute steht. Damals war wahrscheinlich noch in einem Raum die Lehrerwohnung und das Klassenzimmer. Damals war wahrscheinlich die Wohnung des Lehrers und das Klassenzimmer noch in einem Raum. Der Lehrer bekam erst in 1875 eine selbstständige Wohnung. Anfang des 2o. Jahrhunderts ließ der Gutsherr das Gebäude renovieren. Der Unterhalt der Schule wurde damals von der Familie Esterházy (2/3)und von der römisch-katholischen Kirchengemeinschaft (V3) finanziert.
Die Lehrerwohnung, die noch heute steht /wird aber in den letzten Jahren als Näherei benutzt/, entstand im Jahre 1913.
In 1938 ließ der Graf ein neues Klassenzimmer bauen. Dies wurde in 1958 mit einem Zimmer und einem Lehrerzimmer erweitert.
In diesem Lehrerzimmer hatte der Arzt (der von Kirne, später von Schem-ling kam), wöchentlich einmal Seine Sprechstunde gehalten. Die Nebengebäude waren neben der Dienstwohnung im Hof. Die Kinder hatten wöchentlich zweimal Religionsunterricht, vom Pfarrer gehalten.
Die Lehrer wohnten bis 1976 immer im Dorf, sie bekamen eine Dienstwohnung, aber keiner von ihnen stammte aus dem Dorf.
Die Kinder besuchten von 1. bis 6. Klasse hier die Schule, lernten in einem Raum. Die Anzahl der Schüler bestand durchschnittlich aus 50-60 Kinder. Nach der 6. Klasse kamen sie aus der Schule, die meisten müssten dienen gehen in die Stadt, hauptsächlich nach Budapest.
Die aber zu Hause geblieben sind, und dazu Zeit hatten, dürften noch zwei Jahren lang die so genannte Sonntagsschule besuchen. Da wiederholten sie die bisher gelernten Sachen, und lernten, überhaupt in der Winterzeit das Taschen- und Körbeflechten.
Die Kleinschüler hatten am Donnerstag keinen Unterricht, an diesen Tagen müssten die Größeren die Sonntagsschule besuchen. Wenn jemand zu Hause war, und ging trotzdem nicht zur Schule, der wurde vom Pfarrer streng bestraft.
Die Kirchengemeinde sorgte für die Schule, das Brennholz sicherte der Graf, bzw. die Försterei.
Der Lehrer war Angestellte der Kirchengemeinde (Kantorlehrer) und bekam von der Dorfgemeinde Ackerfeld und Wiesen zum Benutzen. Das war das so genannte Lehrerfeld. Er hatte meist einen Knecht. In der Feldarbeit haben ihm die Hier lebenden geholfen.
Außerdem bekam er, und auch der Pfarrer bei der Weinlese, beim Schweineschlachten, bei Familienfeiertage von den Leuten eine "Kostprobe".
Ab Anfang der 1900-er Jahre dauerte das Schuljahr vom 1. September bis Anfang Juni. Während des Schuljahres waren noch die Weihnächte- unü Osterferien. An kirchlichen Feiertagen (z. B. Aschermittwoch, Fnngstmon-tag, Kirchtag-Montag usw.) war auch kein Unterricht.
Vor Beginn des Unterrichtes müssten die Kinder um V 1/2 8 in der Schule sein, wovon sie mit Begleitung des Lehrers zum Gottesdienst in die Kirche gingen. Die Jungen waren die Ministranten, den Text müssten sie lateiniscn lernen, obwohl sie davon kein einziges Wort verstanden, denn die kirchliche Zeremonie war damals lateinisch.
Am Anfang und Ende des Unterrichtes beteten sie das Vaterunser.
Am Vormittag hatten sie 4 Stunden Unterricht, inzwischen war eine kurze Pause". Dann gingen sie heim zum Mittagessen. Am Nachmittag hatten sie noch zwei Stunden Unterricht.
Als es zu Ende war, müssten die Kinder noch nach ihren Eltern aut das Feld hinaus, wo sie bis Abend mitgeholfen haben.
Ihre Hausaufgaben konnten sie nur spät am Abend, bei Kerzenlicht oder bei der Petroleumlampe machen.
Wenn die Familie eine größere Arbeit hatte, (z.B.: Kartoffelsammeln, Weinlese, Kukruzbrechen), konnte man die Kinder zu Hause halten, das sie mithelfen können.                                                                                                 ,
Die Einrichtung der Schule war einfach. Eine Tafel, ein Lehrertisch und die Schulbänke.
An jeder Bank waren 4 Plätze. An der rechten Seite saßen die Jungen, links die Mädchen. An den Fenstern waren keine Gardinen, sondern der untere Teil der Fensterscheiben war mit Kalk eingemalt, dass die bchuier nicht hinaussehen konnten. Die Disziplin war sehr streng. Wenn jemand nicht gehorchen wollte, der musste Bekanntschaft machen mit dem „Haselnussstabel".

6x 6 sind 36

Ist der Lehrer noch so fleißig,

Sind die Kinder noch so dumm,

Fliegt der Stabel um herum.

Die Kleidung war einfach, Hauptsache, es soll sauber sein. Schuhe trugen sie nicht, sie hatten die so genannten Klumpen an, die sie vor der Schultür stehen ließen, damit das Zimmer sauber bleibt.
Da die Dorfeinwohner von deutscher Abstammung waren, die ihre Muttersprache während 2 Jahrhundert aufbewahrt haben, sprach man hier nur die steirisch-bayrische Mundart.
Die Kinder hatten wöchentlich nur zweimal 2 Deutschstunden, wo sie sog. „Hochdeutsch" lernten, sonst war die Sprache des Unterrichtes unganscn. (Im Jahre 1931 wurde János Molnár zum Lehrer gewählt, de rein ungarischer Abstammung war. Man sagte, so ist es garantiert, dass die uesi ungarisch gut sprechen werden.)
Während des IL Weltkrieges änderte sich das. Die Sprache des Unterrichtes wurde jetzt deutsch. In der Kriegszeit war ein Jahr lange keine Schule, denn der Lehrer musste an die Front.
In der Nachkriegszeit war die ungarische Sprache dominierend in der Schule. Es begann die Assimilierung. Auch in den Familien wurde immer weniger die alte Muttersprache benutzt.
Es wuchs auf eine Generation, die entweder die Mundart, noch das literarische Deutsch nicht gut sprechen kann. Aber es sind schon Zeichnen, dass es zwar langsam, aber doch besser wird. Die jetzigen Schulkinder haben die Möglichkeit - und das ist der Burschenschaft Brixia Innsbruck zu verdanken - die Muttersprache ihrer Ahnen intensiver zu lernen, als in den früheren Zeiten. Der Erfolg zeigt sich schon. Die Kinder erreichen seit Jahren schöne Ergebnisse bei dem Komitats-Deutschwettbewerb. Die Schule besteht heute aus 1-2-3-4 Klasse. Hier wird auch deutsch unterrichtet, aber sie haben die Möglichkeit (auch die Größeren die in Schemling zur Schule gehen) wöchentlich zweimal am Nachmittag am Deutschunterricht teilzunehmen. Auch in dem in Jahr 1981 gegründeten Kindergarten sind deutsche Beschäftigungen.

DIE FEIERTAGE: ADVENT, WEICHNACHTEN, NEUJAHR


Die Adventszeit beginnt mit dem Katharinen-Tag folgenden Sonntag. Mit Unterhaltungen, Bällen wurde jetzt für eine Zeit Schluss gemacht.
9 Tage vor Weichnachten haben die Frauen abends mit einem heiligen Bild täglich bei einem anderen Haus gebetet und gesungen. Am 24-sten Dezember, am heiligen Abend hat man gefastet, meistens wurde Bohnensuppe oder Bohnensalat gerichtet. Nach der Mette kam gedünstete Wurst (dinzti Brodwurst) auf dem Tisch. Heutzutage lebt noch die Tradition, daß am heiligen Abend Nachmittags ein (oder zwei) Gruppe Kinder, die sog. „Christ-kindl" durch das Dorf ziehen. Früher spielten nur Mädchen, in der letzten Zeit aber sind die Rollen der Hirten und Josef von Buben gespielt. Maria und Engel mit bunten Seidenmaschen geziertes weißes Kleid, ein Umhängtuch und einen Kranz. Die Hirten und Josef waren in Pelz-Leibl (Weste) oder Mantel. Am Kopf trugen sie aus Kartonpapier gebastelte hohe Hütte, die mit heiligen Bildern geschmückt waren.
Die Christkindl sind nach Mittagessen aus der Kirche losgegangen. Zuerst gingen sie zum Pfarrer, dann zum Lehrer, und danach durch das ganze Dorf. Sie klingelten vor jedem Haus und fragten: „Losts die Christkindl eini?" Bevor sie hineingegangen sind, gaben die Hausleute noch draußen die Geschenke für die Kinder, so brachte ihnen das Christkindl das Weihnachtsgeschenk. Manchmal kam es auch vor, dass die schlimmen Kinder mit der Rute geschreckt wurden. Am Ende des Weihnachtsgrusses verteilten die Christkindl Puffmais (Poschkukruz) aus ihrem Korb. Dafür bekamen sie von der Hausfrau Äpfel, Nüsse, und heutzutage Geld.
Die Christkindl gingen zu der Mette, auf der das ganze Dorf Teil nahm. Die Männer und die Burschen sammelten sich auf einem Ort, am Chor. Da sie bis Mitternacht die Zeit zu Hause neben Weingläser verbrachten, waren sie während der Messe oft ganz laut.
Den ersten Weihnachtstag verbrachten die Familien zu Hause, am 2. Tag besuchte man die Verwandten. Den Gästen wurde Kuchen (Beigl) angeboten.
Am Silvester war ein Ball im Wirtshaus. Am 1. Januar gingen die Kinder und Erwachsene in der Nachbarschaft und zu der Verwandten ein glückliches Neujahr zu wünschen. Die Kinder bekamen Nüsse, Zucker, vom Christbaum und - früher seltener - Geld.

Neujahrgrüße:

 

„I winsch euch ein glückliches Neusjahr

Christkindl mit krausn Haar

Lang's leb'n, g'sund's Leb'n,

Fried und Einigkeit

Noch eingen Tod das Himmireich."

 

„I bin a klana Bingl, i steh mi ins Winkl,

Und wenn i nichts khau, so faung i nichs au(n)."


HOCHZEIT


Auch nach den II. Weltkrieg haben die gestitzer meistens, innerhalb des Dorfes geheiratet. Die Verlobung wurde einfach, in enger Familienkreis gehalten. Es gab keine Verlobungsgeschenke. Der Verlobungsring war aus Gold. Bis zu der Hochzeit trugen sie ihn an der linken Hand.
Die Hochzeiten wurden meistens vor dem Kirchentag, oder in der Faschingszeit, an Sonntagen gehalten. Man sagte, „Wenn der Fasching kurz ist, finden die nicht so schönen Mädchen auch ein Paar, denn die Burschen haben keine Zeit lange zu auswählen. Ist der Fasching lang, finden nur die schönen Mädeln ihren Bräutigam".
Die Hochzeit hat man bei dem Haus gehalten, wo die Wohnung größer war, egal ob es bei der Braut oder bei dem Bräutigam war. Da haben sie das ganze Haus ausgeräumt. Nur wenige haben eine ganze Kapelle aufgenommen, die Gäste wurden meistens von 1-2 Zieharmonikaspielern und ein Trommler unterhalten. Die Hochzeitgäste sind persönlich von den Verlobten drei-vier Woche vor der Hochzeit eingeladen worden. Das waren meistens 40-50 Leute, später sogar über 100 auch.
Alle wichtige Aufgaben sind im Dorf gemeinsam gemacht worden. Es war auch das gleiche mit der Hochzeit. Die Verwandtschaft hat das ernsthafte Hilfe geleistet bei den Vorbereitungen. Eine Woche vor dem Ehrentag brachten - die Eingeladenen - die wichtigsten Sachen zum kochen und backen zusammen (Eier, Mehl, Zucker, Butter, Nuss, Mohn, usw.). Die Frauen haben mit Leitung einer Köchin 4—5 Tage lang die Süßigkeiten gebacken. Die Hausleute haben zu diesem Fest ein Schwein gezüchtet, was sie am Freitag schlachteten. An diesem Abend hat jede eingeladene Familie ein Huhn gebracht, was am nächsten Morgen zum Kochen vorbereitet wurde. Wein war bei jedem Haus, trotzdem ist der Bräutigamsvater oft nach Moor oder Puß-tawam gefahren um feinen Wein zu besorgen. Am Samstagnachmittag gingen 10 Kranzelmadel mit Körber zu den Eingeladenen und sammelten das Geschirr.
Da im Ort kein Gemeindeamt war, wurde die Kuplation noch vorher gemacht. Dazu mussten die Brautleute mit den Zeugen nach Ketschka (Kecskéd) fahren.
Am Hochzeitstag haben sich die Verwandten des Bräutigams beim Bräutigamshaus, die Verwandten der Braut beim Brauthaus versammelt. Die Braut und auch der Bräutigam hat der erste Brautführer von den Eltern ausgebietet. Der Bräutigam ging im Kreise seiner Verwandten um die Braut. Er war im schwarzen Anzug, Stiefel, weißes Hemd und mit Blumenkranz gezierten Hut. Die Braut trug ein zu Hause genähtes Kleid - schwarzen Seidenrock und Joppal - weiße geschlingelte Fiata (Schürze) weiße Strümpfe und schwarze Spangenschuhe. Den reichgezierten Kranz haben sie fertig gekauft.

Der Ausbittspruch bei dem Brauthaus:
„Gelobt sei Jesus Christus! Gott Grüsse euch liebe Freunde! Wir erfreuen uns von ganzen Herzen auf das heutige Hochzeitsfest. Dass soviel ehrsame Freunde beisammen sind. Auch werdet ihr wohl wissen, dass mich der Jung'söl (Junggesell) Bräutigam zu dem Brautführer Jug'söl Brautführer auserwählt und vorgestellt hat. Also will ich bitten, ob ich die Erlaubnis habe, einige paar Wörter zu sprechen oder nicht? So wollte ich bitten Vater und Mutter, sie werden sich erinnern und wissen, dass der Jung'söl Bräutigam eine vielgeliebte Jungfrau Braut zu den heiligen Ehestand ausgebittet hat. Auch will ich bitten Vater und Mutter, und ihnen den christlichen Kirchengang helfen führen und zieren.
Nochmals will ich bitten, Vater und Mutter, Schwester und Bruder und alle eingeladenen Hochzeitsgäste, ob ich die Erlaubnis habe, die ehr- und tugendsame Jungfrau Braut in die Kirche zu führen oder nicht? Nun weil ich die Erlaubnis habe, so habe ich mich fürs allererste zu bedanken. Also will ich sie führen in das Alwissenden Gotteshaus vor den Hochaltar, vor den hochgeweichten Priester. O himmlischer Vater, der du Adam und Eva in dem Paradiese selbst zusammenbun-den hast, und ihnen den göttlichen Segen gegeben hast, so gib auch diesen Brautleuten den göttlichen Segen, damit sie in einen glückseligen Ehestand eintreten, und lasse beide fromm leben. Dazu wollen wir beten ein Vaterunser!
Geliebte Jungfrau Braut, nimm deine Mutter (Vater) bei deine rechter Hand und bitte sie um Verzeihung und wenn irgendjemand hier ist, den du beleidigt hast! Dann schau dich noch mal um, wie wir deiner lieben Eltern das Herz beschweren. Also dann nimm ich dich bei deiner rechten Hand, und führe ich dich in Gottes Namen in das christliche Gotteshaus, vor das Hochaltar wie auch zu der heiligen Kuplation. Belobt sei Jesus Christus!"

Dann ging der Hochzeitszug in die Kirche. Vorne waren die Musikanten, dann die kleinen Kinder. Sie folgten die Braut mit ersten und zweiten Brautführern, dahinten der Bräutigam mit zwei Kranz'lmadln. Dann kam Jugend, Kranz'lmadeln mit ihren Jung'söln, Pateneltern (die auch die Trauzeuge sind) und die anderen Gäste. Am Ende kamen die Großeltern und die Eltern.
Die kirchliche Zeremonie war den heutigen ähnlich, aber in deutscher Sprache. Auf dem Heimweg hatte der frischgebackene Ehemann die junge Frau auf seiner Rechte begleitet. Die Jung'söln haben eine-eine Flasche Wein mitgebracht, und schenken ein Gläschen unterwegs davon für die Zuschauern ein. (Die Buben, machten mit Hilfe: Reibhölzchen, Nagel und Schlüssel oder Schrauben Werkzeuge, mit denen sie laute Krache produzierten, damit begleiteten sie den Hochzeitszug bis Hause.)
Beim Eingang des Hochzeitshauses gratulierten die Gäste den junge Ehepaar. Sie tranken ein Gläschen, gingen nach Hause und ziehen sich um.
Als sie zurück kamen brachten sie im weißen Tuch gewickelt das Besteck zum essen. Für Jung'söln sorgten ihre Kranz'lmadeln. Die Gäste wurden von näheren Verwandten und Geschwister bedient, nachdem sie gemeinsam einem gesegneten Ehestand gebetet haben. Das Menü war meistens dasselbe: Hühnersuppe, gekochtes Fleisch, Tomaten Soße, Sauerkraut mit Fleisch, Gebratenes, Schnitzel, saure Gurken, Torten, und Kuchen.
Das Mittagessen folgten die ernsthafte und lustige Sprüche.
Der erste Brautführer begann, dann ging er mit einer großen Schüssel durch das Zimmer. Die Männer legten nach die Wünschen Geld hinein, die Frauen reichten ihre Geschenke über (Geschirr, Stoff, Bettwäsche, usw.). Die jugendliche, sogar die Kinder dürften Sprüche sagen.
Sprüche:

Gute Gesundheit!
Es ist der Tag schon gekommen, dass die vielgeliebte Jungfrau Braut ihrer Glück muss weiter suchen. Es ist die Stund schon da, dass sie muss scheiden Von Vater, Mutter und Geschwister. O, wie schwer muss ihr sein, wenn's muss geh'n von ihren lieben Vatershaus. Muss wohl geh'n in ein fremdes Haus. Der junge Herr Bräutigam kann mit seiner
vielgeliebten Jungfrau Braut über Berg und Tal, aber Freude find er überall. Darum wünsche ich ihm zu seiner heilige Ehe viel Glück und Segen. Gott soll ihnen ein langes Leben geben. Pfifatt!(Vivat)

 

Gute Gesundheit!

In jedem Haus wo Liebe wohnt,

scheint hinein Sonn und Mond.

Ist es arm und noch so klein,

Die Sonne scheint ja doch hinein.

Geehrte Brautleute!

Behütet einander von Herzenleid,

dann wird euch die Zeit nicht lang,

dass ihr bei einander seid.

Pfifatt! (Vivat)

 

Zwischen Gestitz und Schemling ist eine Brück, Die schemlinga (gestitza) sind oili (alle) verrückt.

 

Dann erschien die Köchin mit eingebundener Hand, mit einem großen Schöpflöffel und bat um ein wenig Geld für Arznei.
Der erster Brautführer öffnete den Tanz. Wenn die Jugendlichen während des Mittagessen die Schuhe der Braut gestohlen haben, dann musste er die erst zurückkaufen.
Um Mitternacht begann der Brauttanz. Alle Gäste, - am letzten die Eltern - tanzen mit der Braut.
Nachdem nimmt das erste Kranzenmadel den Kranz von Kopf der Braut.
Die junge Frau zog sich in die Tracht der verheirateten Frauen an.
Dann kam das Abendessen, Hühnerpaprikasch und alles, was von Mittag blieb.
Die Unterhaltung dauerte bis Morgen.
Am nächsten Tag wartete auf die Hausleute und auf die näheren Verwandten, die ihnen geholfen haben, eine große Arbeit. Sie waschen das Geschirr ab, das ganze Haus aufgeräumt. Nachmittag trugen die Kranzel-madel das Geschirr zurück. Die Hausfrau verteilte die Süßigkeiten, was geblieben ist, und schickte es der Verwandten.

DIE GEBURT


Die gestitzer Familien hatten meistens 4-5 Kinder, aber es waren auch nicht selten 7-8 Kinder. (Damals sind viele kleine Kinder wegen Unterernährung, an Kinderkrankheiten, Epidemien usw. gestorben.) Die zukünftige Mutter wurde nicht geschont. Sie musste so teilnehmen in der Arbeit, als die anderen Familienmitglieder. Wenn sie gesund war, hat sie während der ganzen Schwangerschaft kein Arzt gesehen.
Die Säuglingsausstattung - Hemden, Hauben, Flanellwindeln, usw. - wurde von der Mutter und Großmutter genäht bzw. Gestrickt. Das Wickelkissen war mit Gänsefedern ausgestopft, und mit gestickten blauen (für Buben) oder rosaroten (für Mädeln) Seidenmasche umgebunden. Die Wiege hat ein Tischler, oder ein geschickter Mann aus der Familie gemacht. Diese hat viele Kinder ausgedient in der Familie. Unten lag ein Strohsack (Sack mit Getreidestroh gefüllt).
Die Frauen haben alle zu Hause entbunden. Bei Geburt hatte meistens eine alte Frau vom Dorf mitgeholfen. Später kam dann aus Kirne (Környe), dann aus Schemling (Vértessomló) die Hebamme. Die ist drei Tage lang gekommen, und sorgte für die Mutter und Kind. Meistens war die Großmutter oder die ältere Schwester der Mutter auch dabei. Männer hatten bei der Geburt nichts zum suchen. Die Mutter blieb 3-4 Tage lang im Bett. Da musste die Großmutter um den Haushalt sorgen. Die Koul (Taufmutter, Patenmutter) spielte in den ersten drei Tagen eine Wichtige Rolle. Sie brachte für in dem Bett liegende Mutter Frühstück und Mittagessen, was sie dann gemeinsam gegessen haben. Zum Frühstück brachte man„Ku'lupf (kuglóf), Kuchen und Milchkaffee in - mit Rosen gezierten - Gefäß, was nur für diesen Zweck geeignet war. Das Mittagessen war Hühnersuppe oder Weinsuppe, gekochtes Fleisch mit Soße. Das hat die Taufmutter mit einem gestickten Tuch zugedeckt, und in der Hand hingetragen (das Dorf ist nicht so groß, war nicht so weit, zu Fuß gehen). Die (Pateneltern wurden aus der Verwandtschaft ausgewählt, manchmal war es die Freundin der Mutter.
Es war gebrauch, das Neugeborene schnell zu taufen. Meistens am ersten Sonntag nach der Geburt. Die Mutter konnte oft gar nicht dabei sein, denn sie lag noch im „Kinderbett". Die Taufe wurde in engen Familienkreis gefeiert. An der kirchlichen Zeremonie nahmen nur die Eltern, Koul und Keiad (Pateneltern) und die Hebamme teil.

DIE BEGRABUNG


Früher hatten die Angehörigen die schwer Kranken zu Hause gepflegt. Man brachte sie nur selten ins Krankenhaus, denn das war viel zu teuer.
Zum Sterbenden wurde der Pfarrer immer gerufen, der ihn gebeichtet, kommunuziert und auch die letzte Ölung gegeben hat.
Wenn jemand in solchen Falle ihn auf dem Wege zum Kranken getroffen hat, der musste anhalten sich niederknien, und dürfte erst dann weitergehen, als der Priester schon fern von ihm war. Den Toten hatten die nahen Verwandten zur Begrabung vorbereitet: sie haben ihn gewaschen und angezogen. Die Frauen bekamen ein schwarzes Kopftuch und Kleid, die Männer weißes Hemd und schwarze Weste. Die jungen Mädchen sind im weißen Kleid, mit Kranz auf dem Kopf begraben worden.
Danach wurde die Leiche auf einem Brett gelegt, und mit einem Leintuch zugedeckt.
Die Bahre wurde im Haus, in der so genannten „reiner Stube" aufgestellt.
Die Truhe wurde beim Tischler bestellt. 2-3 Tage nach dem Tode kam die Beerdigung.
Den Tod folgender Nacht wachten die Familienmitglieder, Verwandte und Freunde die ganze Nacht. Jede Stunde beteten sie gemeinsam um die Seligkeit des Verstorbenen. Um Mitternacht war für den Wachenden eine Beköstigung. Am folgenden Tag haben sie bei der Mittags- und Abendsglocke auch gebetet.
Das Grab zu machen war Aufgabe der Nachbarn und Gevatter - das waren die Männer. Auch sie trugen sie vom Haus bis zum Friedhof. Beim Haus des Verstorbenen sagten die Dorleute mit Hilfe einer Vorbeterin den schmerzhaften Rosenkranz, bis der Pfarrer und die Ministranten ankamen.
Die kirchliche Zeremonie ging in lateinischer Sprache, und am Ende verabschiedete sich der Pfarrer im Name des Verstorbenen mit einem deutschsprachigen Abschiedslied von Verwandten und Freunden. Von Frau Rieder bekamen wir das folgende Abschiedslied (Es war bei der Begrabung der Großmutter gesungen, und vom Pfarrer Anton Hamburger gedichtet.):

1. Gehst zu deinem Manne hin

Gute Mutter und Gattin

Lebest fünfzig Jahre lang

Mit ihm im heiligen Ehestand

Jetzt feiert ihr die Gold- Hochzeit

Dort droben in der Ewigkeit.

 

2. Beistand sind zwei Söhne dort

Die mit dem Vater sind schon fort,

Ja, Mutter sterbstja nicht

Denn Gott mit deinen Lieben siehst

Von Angesicht zu Augensicht.

 

3. Deinen Segen laß' noch hier

Die, da stehen ihrer vier -

Deinen Kindern nah und fern

Sie hatten dich ja immer gern

Erflehe dort bei Gottesthron

Des Allerhöchsten Himmelslohn.

 

4. Und du liebe Schnur hast mich

Gepflügt, gehegt so williglich

In deinen Armen gab ich auf

Meinen geist und Lebenslauf

Belohn dich mit seligkeit

In seinem Reich der Ewigkeit.

 

5. Enkelskinder seid gegrüsst

Und zuletzt von mir geküss

t Seid gehorsam und recht brav

Dass man euch nur loben darf

Dann schenkt Gott langes Leben euch

Und einen Platz im Himmelsreich.

 

6. G'schwister sechs sind an den Zahl

Denen ich sag tausendmal

Dank für ihre Treu und Lieb'

Die sie immer für uns mich trieb.

Es gibt für uns ein Wiedersehn

Kein Trennen mehr - ein ewiges Leb'n.

 

7. Liebe Träger, Nachbarsleut

Ich gehe in die Ewigkeit

Nehmet mich und tragt mich fort

Ins Gottesacker - Friedensort

Und rufet mir noch zuletzt zu

Gott gebe dir die ewige Ruh'.

 

Danach begann der Zug zum Friedhof. Nach dem begraben gingen von den Teilnehmern die Frauen und Kinder nach Hause, die Männer ins Wirtshaus.
Wenn der Verstorbene ein naher Verwandte war, so dauerte die Trauerzeit Jahre lang. Während dieser Zeit hatten sie nur schwarze Kleider getragen, nahmen an keiner Unterhaltung teil. Sogar die Kinder dürften nicht z.B. tanzen gehen.